In meinem Roman "Höllenzwang - Georg Forsters Geister" gehe ich einer wenig beachteten Episode aus dem Leben des Naturforschers und Weltreisenden nach, der als Begründer der modernen Enthologie gilt:
Zwischen 1780 und 1785 war er als Professor in Kassel tätig und geriet dort in den Bann einer Splittergruppe der Freimaurer. Bald schon befasste er sich mit Tötenbeschwörung und so genannten "Höllenzwängen", mit denen Geister zur Mitarbeit an alchemistischer Arbeit gebracht werden sollten.
Was aus dem Dunkeln aufsteigt
Georg Forster gilt als eine der bedeutenden Gestalten der Aufklärung, jener Zeit also, in der die europäische Gesellschaft sich aus dem Aberglauben löste und dem Verstand zuwandte. Gleichzeitig boomten aber Geheimkulte, Alchemie, Vorführungen von Geisterbeschwörungen und Magie. Oft wird das als notwendiges Korrektiv beschrieben: Der kalten Verstandesherrschaft muss etwas Mystisches entgegengesetzt werden. Tatsächlich glaubte man aber, den Mythos endlich in die Wissenschaft überführen zu können: Man hatte die chemischen Elemente entdeckt, man verstand Elektrizität und Magnetismus, warum sollte sich nicht auch alles andere durch Experimente erklären lassen?
Für Forster und seinen Forscherkollegen Samuel Sömmerring, der Vater der Anatomie, war es also kein Widerspruch, neben der Tätigkeit als Professoren Riten und Beschwörungen durchzuführen.
Das ausgehende 18. Jahrhundert gilt nicht von ungefähr als Geburtsstunde des Horrors: Der Schrecken war nicht mehr draußen in der Natur sondern im Menschen selbst, in seiner Seele und in den gesellschaftlichen Zuständen.
Forster musste seinen Vater schon als Kind auf Forschungsreisen begleiten und wurde von ihm mit großer Brutalität zum Wunderkind dressiert. Später beklagte sich Forster, dass die "schlechte Gesellschaft" in der er sich in jungen befunden hatte, bleibenden Schaden in seinem Gemüt angerichtet hätte. Seine Suche nach Freundschaft und Liebe führten ihn immer wieder zu verbotenen Sehnsüchten.
Wie sein Versuch, sich über die okkulten Lehren einer Sekten zu heilen, beinahe in die Katastrophe geführt hätte, zeichne ich in dem Roman nach.
Maik T. Schurkus, "Höllenzwang - Georg Forsters Geister"
noch ohne Erscheinungstermin
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