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Ein Interview

 

1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

 

Genau genommen ist das Schreiben zu mir gekommen. Das fiel mir auf, als ich einen Roman las, der aus dem 19.Jahrhundert stammt: Onkel Tom´s Hütte. Mich faszinierte das Problem der Sklaverei und der Konflikt zwischen Nord und Süd in den USA, aber auch die fragwürdige stereotype Darstellung. Ich fing an, Geschichten über das zu erzählen, was mich in Vergangenheit und Gegenwart bewegte. Für mich war klar, dass ich einen “Bücherberuf” wollte, also habe ich erst Buchhändler gelernt und dann Literaturwissenschaften studiert (natürlich Amerikanistik). Außerdem hatte ich das Glück, ein Jahr einen Creative Writung Kurs bei einer amerk. Autorin besuchen zu können.

 

2. Wie sind Sie an Ihre erste Veröffentlichung gekommen?

 

Durch einen Wettbewerb

 

 

3. Was interssiert Sie an historischen Stoffen?

 

In der Beschäftigung mit vergangenen Zeiten erkennt man, was in der Gegenwart wirklich von Bedeutung ist. Insbesondere soziale Formen sind großen Veränderungen unterworfen. Die Probleme z.B., denen sich die Frauen in früheren Zeiten gegenübersahen, sind an überkommene Rollenbilder gebunden. Nachhaltigkeit gewinnt eine Geschichte aber vor allem durch menschliche Konflikte, die als solche in allen Zeiten vorzufinden sind wie Liebe, Hass, Hoffnung, Gier usw. Wenn man über die Vergangenheit schreibt, fällt es leichter diese überzeitlichen Kräfte zu erkennen und zu thematisieren, die wir in der Banalität unseres gegenwärtigen Alltags oft übersehen. So ist für mich ein "historischen Roman" einerseits ein Roman, der zum Zeitpunkt seines Entstehens eine Zeit behandelt, aus der keine oder nur noch wenige Zeitzeugen leben. Für mich berechnet sich das ca. 100 Jahre zurück. Andererseits ist ein historischer Roman für mich ein Stück Literatur, das seine Hände in beide Richtungen ausstreckt: Der Stoff wird aus der Vergangenheit genommen, die Relevanz gewinnt es in der Gegenwart, weil die Konflikte überzeitlich sind.

 

 

4. Wie sieht die Arbeit an einem Roman aus?

 

Bei mir fängt alles mit einer Figur an. Manchmal handelt es sich um eine reale (historische) Person, öfter aber um einen kreativen Fallout. Dieser Charakter drängt sich dann auf, ich trete in einen inneren Dialog, ich beginne, diese Figur in allerlei Situationen zu beobachten und daraus entstehen dann Geschichten.

 

 

5. Fällt Ihnen das Schreiben leicht?

 

Für mich ist Schreiben Erleichterung, ich schaffe damit Ordnung in meinem Inneren. Man schreibt ja nicht, weil man schreiben will (da würde ich oft was anderes wollen), sondern weil man etwas zu sagen hat. Mit dem “weißen Blatt” habe ich daher keine Schwierigkeiten, wohl aber mit Sommer und Sonnenschein. Dann fällt mir die Einzelhaft am Schreibtisch schwer.

 

 

6. Ihr liebstes Literaturzitat

 

“I thank everybody in this book for coming” Alice Walker in “The Color Purple”

 

 

7. Wenn Sie nicht schreiben würden...

 

...wäre ich Regisseur und hätte alle meine Lieblingsklassiker verfilmt.

 

 

8. Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

 

Feste Schreibzeiten habe ich nicht, eigentlich schreibe ich ständig im Kopf, da sitzt wohl so ein kleiner Kobold, der alles was ich höre, sehe und erlebe sortiert nach Texttauglichkeit. Um besonders schwierige Szenen aufzuschreiben, suche ich mir meist Tagesrandzeiten aus, um ein wenig Abstand vom Alltag zu bekommen.

 

 

9. Was bedeutet für Sie Erfolg?

 

Erfolg ist für mich, wenn ich die Geschichten so aufs Blatt bringen kann, wie ich sie im Inneren erlebe. Was danach kommt, ist vielen Einflussgrößen unterworfen, und mit einem allzu eng gesteckten Erfolgsbegriff würde man es sich nur selbst schwer machen.  Mir geht es nicht um das Vorankommen beim Schreiben oder als Autor sondern um Wahrheit und Erkenntnis durch Literatur und mit Literatur.

 

 

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© M.T. Schurkus